Aus Kapitel 4
Sonntagmorgen. „Knock-knock“: „Ich komme nach Düsseldorf. Peter“.
Ruth wunderte sich. Was will er in Düsseldorf? Er wird wohl einen Bericht darüber hören wollen, was ich in Sachen Nachforschungen getan habe. Mist.
Es war vier Uhr nachmittags
und Ruth hatte sich gerade ihren Sonntagnachmittagskaffee zubereitet, als sich
ihr Telefon meldete.
„Hallo Ruth, ich bin angekommen. Ich wohne in einem Hotel am Hofgarten. Können wir uns sehen?“
„Guten Tag, Peter. Natürlich können wir uns sehen. Willst du hierherkommen? Hier können wir in Ruhe reden.“
„Gern, liebe Ruth. Deine Adresse kenne ich ja, mein Navi weiß Bescheid.“ Gespräch beendet. Wann wollte der kommen? Sofort? Warum nicht. Ihre Eitelkeit ließ sie zum Kleiderschrank eilen und den Inhalt sichten. Ach, was. Ich bleib wie ich bin. Kurz darauf meldete die Rezeption den Besuch an.
„Hallo Ruth, ich bin angekommen. Ich wohne in einem Hotel am Hofgarten. Können wir uns sehen?“
„Guten Tag, Peter. Natürlich können wir uns sehen. Willst du hierherkommen? Hier können wir in Ruhe reden.“
„Gern, liebe Ruth. Deine Adresse kenne ich ja, mein Navi weiß Bescheid.“ Gespräch beendet. Wann wollte der kommen? Sofort? Warum nicht. Ihre Eitelkeit ließ sie zum Kleiderschrank eilen und den Inhalt sichten. Ach, was. Ich bleib wie ich bin. Kurz darauf meldete die Rezeption den Besuch an.
Peter sah aus, wie sie ihn in
Erinnerung hatte: helle Augen, kurze graue Haare. Anzug. Sie stellte fest, dass
sie sich freute, ihn wiederzusehen.
„Komm rein und nimm Platz.“ Er wickelte eben noch die Blumen aus dem Papier, überreichte den kleinen Biedermeierstrauß und ging durch die Diele ins Wohnzimmer. Überrascht blieb er in der Nähe des Fensters stehen.
„Du hast aber einen fabelhaften Überblick.“ Ruth musste lachen und dachte: Schön wär’s, wenn ich den auch sonst hätte. Aber sie war stolz auf den Blick über die ganze Kölner Bucht und erklärte erst einmal alles. Die diversen kleinen Nachbarstädte von Düsseldorf, die Kirchtürme und die Schornsteine bekannter Firmen.
„Komm rein und nimm Platz.“ Er wickelte eben noch die Blumen aus dem Papier, überreichte den kleinen Biedermeierstrauß und ging durch die Diele ins Wohnzimmer. Überrascht blieb er in der Nähe des Fensters stehen.
„Du hast aber einen fabelhaften Überblick.“ Ruth musste lachen und dachte: Schön wär’s, wenn ich den auch sonst hätte. Aber sie war stolz auf den Blick über die ganze Kölner Bucht und erklärte erst einmal alles. Die diversen kleinen Nachbarstädte von Düsseldorf, die Kirchtürme und die Schornsteine bekannter Firmen.
Nach weiteren Vorbereitungen
wie: Blumen ins Wasser, Kaffee kochen, das „gute“ Porzellan herausholen und
Kaffee eingießen, nahm Ruth Peter gegenüber in ihrem Sessel Platz und wollte
von ihm wissen, ob er eine gute Fahrt gehabt habe, gut untergebracht sei und
wie es ihm ansonsten gehe.
„Schlecht.“ Das war die einzige Antwort auf ihre Fragen. Kein schöner Auftakt. Peter sah Ruth schweigend an, vorwurfsvoll schweigend. Und Ruth fühlte sich entsprechend unbehaglich. Ihre einzige Entschuldigung vor sich selbst: Sie hatte ihn nicht gebeten, hierherzukommen.
„Du hast sicher eine Liste der Teilnehmer an der Fahrt nach Weimar, die sollten wir gemeinsam durchgehen.“
„Natürlich habe ich die Namen und wir können sie durchgehen. Aber ich selbst habe natürlich in den letzten Wochen immer wieder überlegt, wer von den Leuten hier aus dem Haus Grund gehabt haben könnte, Gloria Molenbeck etwas anzutun.“
„Diese Gloria hatte eine schwere Lungenkrankheit, sie war leicht zu ersticken, da kommen aus Sicht der Polizei auch Frauen in Betracht – so wie die arme Annette. Was sagt denn Eveline dazu? Kommt sie gleich?“ Peter sah sich um, als müsse sie gleich zur Tür hereinkommen. Und Ruth sah ebenfalls zur Tür, nur um Peter nicht ansehen zu müssen.
„Sie ist nicht hier. Sie ist im Krankenhaus. Liegt im Koma. Ist gestürzt.“ Nun sah sie Peter doch ins Gesicht. „Irgendjemand muss Schuld haben an ihrem Sturz. Und …“
„Und?“
„Und ich denke, der oder die, die Gloria ermordet hat, wollte auch Eveline schaden. Sie muss eine Idee gehabt und jemand angesprochen haben und der oder die …“
„Also jemand aus eurer Gruppe. Meine Meinung. Hast du eine Ahnung, wer?“
„Sie hat im Krankenhaus kurz gesprochen: ‚Die verdammten Hexen‘ hat sie gemurmelt.“
„Wer sind die verdammten Hexen? Das muss etwas mit der Séance zu tun haben.“
„Henk, ihr geschiedener Mann, und ich haben gedacht, sie hätte die beiden Schwestern gemeint, die mitgereist waren.“ Ruth breitete ihre Vermutungen über die Schwestern und den Sohn aus. Und dass Henk, der Rechtsanwalt, dem nachgehen werde.
Peter taute langsam auf, als er sah, dass sich doch etwas tat.
„Lass uns diese Liste durchgehen. Das Zimmermädchen im Rosenhag hat nicht nur Annettes Stimme im Zimmer von Gloria gehört, da war später eine weitere Stimme, heiser, hätte auch ein Mann sein können. Aber das hat die Polizei nicht weiter interessiert – sie haben ja Annette.“
„Woher weiß man denn, dass es tatsächlich Annettes Stimme war?“
„Eine Art Stimmen-Gegenüberstellung. Annette musste etwas sagen, ebenso wie ein paar Polizistinnen. Das Zimmermädchen hat Annettes Stimme erkannt. Aber Annette leugnet ja nicht, dass sie bei dieser Gloria war.“
„Aber das will nicht unbedingt etwas heißen, vielleicht haben sie nur Erinnerungen ausgetauscht.“
„Ja, das hat ihr Anwalt natürlich auch eingewendet, aber die gemeinsame Vergangenheit …“
„Ich habe mir viele Gedanken gemacht, seit du mich gebeten hast, darüber nachzudenken. Die Schwestern – darum kümmert sich Henk. Das Ehepaar Overkamp hat zwar auch in Düsseldorf gewohnt, aber wo da eine Verbindung zu Gloria sein soll, keine Ahnung. Ich kann sie schlecht fragen. Dann Hilde Wintzig, von der ich sehr wenig weiß, und Friedhelm Angerhaus, ein Verehrer von Gloria Molenbeck.“
„Da war aber noch die Reiseleiterin.“
„Frau Ludwig? Da habe ich auch keinen Anhaltspunkt. Und ist es nicht eigentlich Aufgabe der Polizei, sich um die Aufklärung zu kümmern?“
Peter sprang auf und lief zur Tür, als wollte er gehen. Was ist los?
Dann kehrte er um und fasste Ruth, die ebenso aufgesprungen war, am Arm. „Du machst es dir leicht. Ist es denn zu viel verlangt, hier die Augen offen zu halten?“
„Aber Peter, was soll das, ich will dir ja helfen, nur wie?“
„Helfen, davon merke ich nichts. Keine Ahnung, keine Anhaltspunkte. Offensichtlich keine Fantasie!“
„Aber Peter, so kannst du nicht mit mir umgehen. Das verbitte ich mir. Überlass das der Polizei und lass mich zufrieden. Oder hast du etwa selbst etwas zu verbergen? Kanntest du Gloria nicht aus früheren Zeiten?“ Ruth war erbost über Peters Attacke, aber das hätte ich nicht sagen dürfen.
Peter hatte sie jetzt mit beiden Armen gepackt und starrte ihr wütend ins Gesicht. „Schämst du dich nicht, du willst deine Ruhe haben, alles ist dir recht, um mich abzuwimmeln. Üble Verdächtigungen, mit uns Ossis kannst du so umgehen, haben ja alle Dreck am Stecken. Fehlt nur noch, dass du die Stasi ins Spiel bringst. Pfui, Teufel.“
„Schlecht.“ Das war die einzige Antwort auf ihre Fragen. Kein schöner Auftakt. Peter sah Ruth schweigend an, vorwurfsvoll schweigend. Und Ruth fühlte sich entsprechend unbehaglich. Ihre einzige Entschuldigung vor sich selbst: Sie hatte ihn nicht gebeten, hierherzukommen.
„Du hast sicher eine Liste der Teilnehmer an der Fahrt nach Weimar, die sollten wir gemeinsam durchgehen.“
„Natürlich habe ich die Namen und wir können sie durchgehen. Aber ich selbst habe natürlich in den letzten Wochen immer wieder überlegt, wer von den Leuten hier aus dem Haus Grund gehabt haben könnte, Gloria Molenbeck etwas anzutun.“
„Diese Gloria hatte eine schwere Lungenkrankheit, sie war leicht zu ersticken, da kommen aus Sicht der Polizei auch Frauen in Betracht – so wie die arme Annette. Was sagt denn Eveline dazu? Kommt sie gleich?“ Peter sah sich um, als müsse sie gleich zur Tür hereinkommen. Und Ruth sah ebenfalls zur Tür, nur um Peter nicht ansehen zu müssen.
„Sie ist nicht hier. Sie ist im Krankenhaus. Liegt im Koma. Ist gestürzt.“ Nun sah sie Peter doch ins Gesicht. „Irgendjemand muss Schuld haben an ihrem Sturz. Und …“
„Und?“
„Und ich denke, der oder die, die Gloria ermordet hat, wollte auch Eveline schaden. Sie muss eine Idee gehabt und jemand angesprochen haben und der oder die …“
„Also jemand aus eurer Gruppe. Meine Meinung. Hast du eine Ahnung, wer?“
„Sie hat im Krankenhaus kurz gesprochen: ‚Die verdammten Hexen‘ hat sie gemurmelt.“
„Wer sind die verdammten Hexen? Das muss etwas mit der Séance zu tun haben.“
„Henk, ihr geschiedener Mann, und ich haben gedacht, sie hätte die beiden Schwestern gemeint, die mitgereist waren.“ Ruth breitete ihre Vermutungen über die Schwestern und den Sohn aus. Und dass Henk, der Rechtsanwalt, dem nachgehen werde.
Peter taute langsam auf, als er sah, dass sich doch etwas tat.
„Lass uns diese Liste durchgehen. Das Zimmermädchen im Rosenhag hat nicht nur Annettes Stimme im Zimmer von Gloria gehört, da war später eine weitere Stimme, heiser, hätte auch ein Mann sein können. Aber das hat die Polizei nicht weiter interessiert – sie haben ja Annette.“
„Woher weiß man denn, dass es tatsächlich Annettes Stimme war?“
„Eine Art Stimmen-Gegenüberstellung. Annette musste etwas sagen, ebenso wie ein paar Polizistinnen. Das Zimmermädchen hat Annettes Stimme erkannt. Aber Annette leugnet ja nicht, dass sie bei dieser Gloria war.“
„Aber das will nicht unbedingt etwas heißen, vielleicht haben sie nur Erinnerungen ausgetauscht.“
„Ja, das hat ihr Anwalt natürlich auch eingewendet, aber die gemeinsame Vergangenheit …“
„Ich habe mir viele Gedanken gemacht, seit du mich gebeten hast, darüber nachzudenken. Die Schwestern – darum kümmert sich Henk. Das Ehepaar Overkamp hat zwar auch in Düsseldorf gewohnt, aber wo da eine Verbindung zu Gloria sein soll, keine Ahnung. Ich kann sie schlecht fragen. Dann Hilde Wintzig, von der ich sehr wenig weiß, und Friedhelm Angerhaus, ein Verehrer von Gloria Molenbeck.“
„Da war aber noch die Reiseleiterin.“
„Frau Ludwig? Da habe ich auch keinen Anhaltspunkt. Und ist es nicht eigentlich Aufgabe der Polizei, sich um die Aufklärung zu kümmern?“
Peter sprang auf und lief zur Tür, als wollte er gehen. Was ist los?
Dann kehrte er um und fasste Ruth, die ebenso aufgesprungen war, am Arm. „Du machst es dir leicht. Ist es denn zu viel verlangt, hier die Augen offen zu halten?“
„Aber Peter, was soll das, ich will dir ja helfen, nur wie?“
„Helfen, davon merke ich nichts. Keine Ahnung, keine Anhaltspunkte. Offensichtlich keine Fantasie!“
„Aber Peter, so kannst du nicht mit mir umgehen. Das verbitte ich mir. Überlass das der Polizei und lass mich zufrieden. Oder hast du etwa selbst etwas zu verbergen? Kanntest du Gloria nicht aus früheren Zeiten?“ Ruth war erbost über Peters Attacke, aber das hätte ich nicht sagen dürfen.
Peter hatte sie jetzt mit beiden Armen gepackt und starrte ihr wütend ins Gesicht. „Schämst du dich nicht, du willst deine Ruhe haben, alles ist dir recht, um mich abzuwimmeln. Üble Verdächtigungen, mit uns Ossis kannst du so umgehen, haben ja alle Dreck am Stecken. Fehlt nur noch, dass du die Stasi ins Spiel bringst. Pfui, Teufel.“
Ruths Adrenalinspiegel war so
hoch wie lange nicht, ein Gefühl im Rücken, als schwappte da tatsächlich etwas
hin und her. Wütend war Peter verschwunden, hatte ihre Korridortür
zugeschlagen. Wieso war der überhaupt ins Rheinland gekommen? Was hatte er am
Telefon kurz erwähnt? Sein Verein hatte eine Tagung. Wenn der sich nicht
entschuldigt, dann lege ich das zu den Akten.
Aber der Stachel: Eveline war attackiert worden, irgendwie. Hier im Haus. Übrigens, ein Name war gar nicht gefallen: Gudrun Kolb. Die hatte der doch auch kennengelernt bei der Séance. Aber mich angreifen. Keine Fantasie! Vielleicht hatte er tatsächlich selbst etwas zu befürchten und war deshalb so scharf auf eine Entlastung. Er hatte zudem die Stasi erwähnt.
Ruth stopfte sich das letzte Stück Schokolade in den Mund, das brauchte sie jetzt. Und die frische Luft auf dem Balkon. Und den Anblick ihres Lieblingshimmels: blau mit weißen Wolken. Schön. Beruhigend. Den wünschte sie sich auch fürs ewige Leben.
Aber der Stachel: Eveline war attackiert worden, irgendwie. Hier im Haus. Übrigens, ein Name war gar nicht gefallen: Gudrun Kolb. Die hatte der doch auch kennengelernt bei der Séance. Aber mich angreifen. Keine Fantasie! Vielleicht hatte er tatsächlich selbst etwas zu befürchten und war deshalb so scharf auf eine Entlastung. Er hatte zudem die Stasi erwähnt.
Ruth stopfte sich das letzte Stück Schokolade in den Mund, das brauchte sie jetzt. Und die frische Luft auf dem Balkon. Und den Anblick ihres Lieblingshimmels: blau mit weißen Wolken. Schön. Beruhigend. Den wünschte sie sich auch fürs ewige Leben.
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